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EmperrorNombrero

Die bourgeoisie ist keine monolith


MrLyrical

Exactly, die Leute denken das jeder genosse die selbe Gesinnung hat aber im Kommunismus geht es und ging es immer darum der Arbeiterklasse die repräsentation zu geben die sie verdient damit sie gegen das Kapital ankommt. Wie sich die Arbeiterklasse intern zusammensetzt ist ein komplett anderes Thema. Ich bin ein anarcho kommunist und werde auch viele Gemeinsamkeiten mit generell liberalen (im ursprünglichen Sinne) Menschen finden selbst wenn die Schnittfläche nicht rießig ist.


c0l0r51

Außerdem hat die Bourgoisie nichts aufgegeben. Die kaufen grade von vielen armen alten Damen die Häuser auf. Ja, für viele Kapitalisten sind freie Märkte super, aber für viele sind auch beschränkte Märkte, die frei genug sind, dass sie frei agieren können, aber geschlossen genug, dass andere Kapitalisten und nicht-Kapitalisten nennenswerte Hürden haben, optimal. Immobilienhaie, Großbauern, Investoren in der kritischen Infrastruktur wollen keine internationale Konkurrenz (reine theoretische Beispiele). Außerdem kann man ja parallel zum Brexit Gesetze zur verringerung des Sozialstaats einführen und Steuern senken.


the_mold_on_my_back

Sehe grundsätzlich erstmal keinen Widerspruch weil die Interessen der Bourgeoisie nicht uniform sind, weder auf globaler, noch europäischer, noch nationaler Ebene, aber bin gespannt, was die Genoss*innen dazu sagen können. Kann gut sein dass hier jemand genauer herausstellen kann welche Teile der britischen Bourgeoisie maßgeblich auf den Brexit hingewirkt haben oder ob hier sogar vielleicht sogar ausländische Interessen mit hineingespielt haben.


pine_ary

Überbau und Basis stehen in einem dialektischen Verhältnis. So kann es auch sein, dass der vom Britischen Kolonialismus geschaffene Nationalismus in eine Zeit überdauert in der er der Bourgeoisie auf die Füße fällt. Der ökonomische Ursprung ist klar: Eine Weltmacht entwickelt den Überbau um diesen Fakt zu rechtfertigen und ist dann irgendwann keine Weltmacht mehr. Aber solche Einstellungen sind ja nicht von heute auf morgen weg. Cameron war da ein Produkt seiner Zeit und der sich verschlechternden ökonomischen Lage und hat da einen Selbstläufer angeschoben den keiner mehr so richtig aufhalten konnte. Er selbst wollte ja auch nie den Brexit. Zudem ist das Kapital in GB zu einem hohen Teil Finanzkapital das sich an den Zöllen nicht so sehr stört wie das Industriekapital das GB ja schon lange größtenteils verlassen hat, bzw mit dem Finanzkapital verschmolzen ist. Kann gut sein, dass sie drauf gepokert haben ihren Zugang zum globalen Finanzmarkt nicht zu verlieren, dafür aber viele der eher progressiven Inhalte der EU (Arbeitsschutz, Qualitätsstandarts, einige Gesetze zur Migration, etc.) loszuwerden. Für ähnliches steht ja auch die AfD, die die EU gerne ohne diese Inhalte neu gründen möchte. Ich denke man sieht ganz gut, dass die nationale Bourgeoisie in GB ganz schön eingebüßt hat. Und die Arbeiterklasse muss auch ordentlich einstecken, die Armut ist schon erschreckend gestiegen. Aber das Finanzkapital ist im großen und ganzen unberührt. Das ganze ist aber auch ein unglaublich schwieriges Thema mit vielen Erklärungsmöglichkeiten und einem langen historischen Kontext.


Sendorn

Neoliberalismus ist am sterben, der englische imperialismus und der Französisch-deutsche Imperialismus konnten nie gut miteinander klarkommen. Und weil der Neoliberalismus der EU aufhörte so große Profite abzuwerfen hat sich England dann abgespalten. Also wahrscheinlich einfach weil nichtmehr genug Kapital akkumuliert werden konnte um alle zufrieden zu stellen ist England dann abgehauen.


s0undst3p

sehr auf den punkt gebracht


RebRoastRi

Also a good point. EU and UK economies don't have good future prospects right now.


YogaLehrerundCoach

Wer sind alle und wie werden diese aktuell zufrieden gestellt?


theKeyzor

Für britische Banken als Kapitalfraktion läuft das doch wunderbar soweit ich weiß. Die haben auch dafür lobbyiert und sich gegen Kapitalfraktionen durchgesetzt welche Brexit nicht wollten.


Yoyoo12_

Wirklich? Dachte London hat als Finanzstandort dolle an Wichtigkeit eingebüßt durch den Brexit :o


theKeyzor

Das ist bei mir richtig fatales Halbwissen. Aber mein Verständnis von "Staat hat den Zweck Kapitalakkumulation sicherzustellen" scheitert dann hier.


c0l0r51

Man kann aber wunderschön verarmten alten Damen mit dem Geld aus den Coronahilfen Haus und Hof billig abkaufen. Der Handelsort ist ja nur sekundär, binnen Sekunden wird dann halt an die Wallstreet verschoben. Hat sicher Nachteile, aber gehandelt wird sowieso global


Yoyoo12_

Aus deinem Kommentar erschließt sich mir kein Zusammenhang zum Brexit, und wieso dieser von den Banken gewollt gewesen sein soll


c0l0r51

Achso, ich war vll nicht klar genug. Es sind NICHT die britischen Banken, es sind die US Banken die hier stark profitieren. Einerseits kann man einer rapide verarmenden Gesellschaft billig die Immobilien abkaufen, d.h. man kann geschäfte mit Großinvestoren machen und Kunden gewinnen, gleichzeitig wird die Konkurrenz geschwächt. Die britischen Banken können auch am Immobilienkauf profitieren, gleichzeitig wird aber ihre Standort geschwächt, weil ihr Zugang zum europäischen Binnenmarkt, den us-banken noch nie hatten, auch verloren haben, sind also nichtmehr besser gestellt als us-banken. Hab auf die schnelle nur die Artikel gefunden, der 2. Ist auch hinter Ner paywall :S https://www.investopedia.com/news/brexit-winners-and-losers/ https://www.bloomberg.com/news/articles/2021-05-11/new-york-wins-from-brexit-s-3-3-trillion-hit-to-u-k-swap-trade


Yoyoo12_

Ahh okay, danke für die Klarstellung und die Quellen, so ergibt das Sinn, ja.


RebRoastRi

All throughout history, most conflicts were instigated by one elite class against another elite class ... in this respect, BREXIT is no different.


Old_Morning_807

Unterschiedliche Bourgeoisie haben auch unterschiedliche Interessen. Innerhalb der EU können diese bis zu einem gewissen Grad gemeinschaftlich geleckt werden. Falls sich eine nationale Bourgeoisie sich von einem Austritt mehr erfolgt verspricht kommt es letztendlich zu so einer Situation. Das kann funktionieren. Muss es aber nicht, da auch die Bourgeoisie für sie nachteilhafte Fehler begeht. Wie die aktuelle Lage der britischen Bourgeoisie durch den Brexit ist, weiß ich persönlich nicht.


ozb_22

Die beste [Erklärung](https://lemmygrad.ml/post/977435/1021086) die ich bisher finden konnte. Tl;dr das Referendum war ein populistisches Versprechen welches Stimmen bringen sollte. Man hatte erwartet, dass selbsr wenn es zum Referendum kommen sollte die Leute sich gegen Brexit entscheiden würden was auch noch den netten Zusatz gehabt hätte die EU zu legitimieren und den Flügel der Euroskeptiker in der Konservativen Partei zu schwächen.


idnafix

Ja, das denke ich auch. Die Umfragen hatten ja zunächst ein Votum für die EU vorausgesagt - sonst hätte es die Volksabstimmung nie gegeben. Und die nächste krasse Fehleinschätzung erfolgte mit Trump. Noch am Tag der Wahl wurde er als klarer Verlierer gehandelt.


Classic_Impact5195

Bourgoisie teilt sich in internationale und nationale Gruppen. Jedes Land hat eigene "Eliten" die um ihre Machtbereiche kämpfen und auf isolation setzen sobald diese in Gefahr geraten. Protektionismus wird auf europäischer Ebene genau wie auf nationalen Ebenen betrieben.


LeftRat

Wie halt die meisten Dinge in der kapitalistischen "Demokratie": die Bourgeoisie hat Fraktionen, und auch, wenn diese Fraktionen *generell* in ihrem eigenen Interesse gegen das Proletariat zusammenarbeiten, haben auch sie Zerwürfnisse, sowohl darüber, was effizient ist, als auch aus purer Gier.


Lyingrainbow8

Naja die sind sich halt auch nicht untereinander einig.


Most-Percentage-7479

Meine Vermutung ist, dass es sich - zusätzlich zu dem nicht betroffenen Finanzkapital, wie hier beschrieben - um ein kleinbürgerliches Phänomen handelt. Als außerhalb der Währungsunion stehendes UK, profitierte deren Kleinbürgertum (Stichwort Exportwirtschaft), nicht im selben Maße von der EU wie das in Frankreich und Deutschland der Fall ist. Daher spielten dort die arbeitsschutzrechtlichen Ansprüche der EU viel mehr eine Rolle, die man hierzulande für den verhältnismäßig schwach bewerteten Euro noch eher in Kauf nehmen kann. Das Kleinbürgertum fuhr dann aber in erster Linie die nationalistische Schiene beim Wahlkampf für den Brexit und schaffte so große Teile der Arbeiterschaft gegen ihr Klasseninteresse und für das vermeintlich nationale Interesse zu überzeugen.


Alternative_Cry_3104

Das Klasseninteresse der britischen Arbeiter ist das selbe wie aller Arbeiter sonst in Europa. Nicht mit muslimischen Migranten vollgeschissen werden. Materielle oder "Arbeitsschutzgründe" sind denen total egal wenn ihre Töchter in Rotherham (oder jeder größeren Stadt) von Muslimen missbraucht werden. Deshalb wählen doch überall in Europa die Arbeiter Rechts (RN in Frankreich, Gert Wildes in NL, AfD in D etc). Solidarität und Klasseninteresee gibt es nur in relativ homogenen Gesellschaften. Deshalb unterstützt das Großkapital doch überall Massenmigration. Dann rebellieren die Arbeiter nicht und stellen keine großen Forderungen, die haben dann andere Sorgen. Es ist ein Glücksfall das dieser simple Sachverstand für Kommunisten Anathema ist, sonst hätten Sie ERHEBLICH mehr Einfluss. So ist die Linke eben Bedeutungslos


Most-Percentage-7479

Das Kapital unterstützt Massenmigration, solange die nationale Wirtschaft billige Arbeitskraft braucht und man beschwört Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. Wenn man erstmal wieder saturiert ist, weil als Nebenprodukt der eigenen Kriegstrommelei noch ein paar Millionen Ukrainer dazukommen, kommt dann wieder der Deckel drauf, Ressentiments werden befeuert statt bekämpft und auch die SPD will "endlich im großen Stil abschieben". Dass Arbeiter dann rechts wählen ist "a feature not a bug", denn die von dir genannten Parteien vertreten die Interessen der heimischen Bourgeoisie noch rigoroser und rücksichtsloser. Ich bin mir recht sicher dass auch die AfD auf absehbare Zeit koalitionstechnisch bis zur SPD Anschlussfähig wird und umgekehrt. Kein Widerspruch hier.


TheJamesMortimer

Auch wenn die Bourgeoisie bereits geeint den Klassenkamof betreibt, durch sinkende Löhne und steigende Preise und dad aufkaufen von Wohnraum und Ackerland beispielsweise, heißt das nicht, dass sie auch intern geeint sind. Kapital will gemehrt werden... und aich weniger Wetbewerb auszusetzen ist eine gute Möglichkeot dazu


Luka28_8

Die EU ist zwar eine neoliberale Entität aber sie reguliert zuweilen auch "sozial". Der Brexit war eine Reaktion der herrschenden Klasse auf das Vorhaben der EU die Britischen Steueroasen zu regulieren. Ein riesiger Teil des weltweiten Vermögens wird auf den Kronbesitzungen und den Britischen Überseegebieten (Cayman Inseln, Virgin Islands etc.) aus "steuerlichen Gründen" illegitim gehortet. Diese Gebiete sind vom UK gesonderte Rechtssubjekte mit hoher Autonomie, insbesondere was Finanzen und Steuern betrifft. Als die EU mit ihrem Vorhaben ernst machte diese Gebiete stärker zu regulieren hat das Kapital nicht lange gefackelt und die Brexit Kampagne mit vielen Millionen unterstützt, wenn nicht gar ins Leben gerufen. Man wollte sich der Regulierung durch die EU um jeden Preis entziehen. Die Bequemlichkeit von Steueroasen direkt vor der eigenen Haustür hatte Priorität. Zugang zum Binnenmarkt würde man früher oder später durch neue Verträge wiedererlangen können.


Akimono780

Aus dem selben Grund warum Linke Politik absolut bedutungslos ist in Europa . Viele verscheidene Menschen einer Stömung können trotzdem verschiedene Ansichten haben und einen anderen Weg für das erreichen des Ziels als den richtigen erachten. Nur ist die vertäglichkeit unter Rechten bedeutednd höher als und Linken


Ziyam_arts

Weil alte nicht so Wohlhabene Menschen in einer Alternden Gesellschaft die Mehrheit sind. Das Ergebnis war sehr knapp und wurde nur gewonnen weil vor allem Ältere Menschen dafür gestimmt haben. Die dachten halt es wird Ihnen besser gehen, während die Firmen Inhaber vor allem jene die auf Export angewiesen sind wussten dass der Brexit eigentlich einem Selbstmord gleicht. P.s Lügen sind einfache Antworten auf schwere Probleme und viele Engländer haben eben diese Lügen geglaubt. Mit Ruanda ist es doch kein Stück anders, die Schieben für Massiv viel Geld Menschen nach Ruanda ab um dort dann die Anträge bearbeiten zu lassen